Osterwasser holen, das vierte Mal
Ostersonntag, 12.04.2009
So ein Kaiserwetter hatten wir wohl zu Ostern seit 10 Jahren nicht. Eine pralle goldene Sonne scheint
vom leuchtend blauen Himmel. Und auf der Erde machten sich um 8:00 Uhr 3 handvoll Verwegene auf zur Quelle „Friedrichsbrunn“ zum Osterwasser holen.
Früher ging es nach dem Tanzvergnügen in aller Frühe zum Osterwasser holen um den Mädchen zu imponieren. Also nach einem Tanzabend, Weinselig und dann Schweigend den Weg zu absolvieren
ist ja wohl fast unmöglich.
Auch wir gingen schweigend (und das fällt schwer) bis zum Treffpunkt auf dem Räuberberg. In diesem Jahr konnten wir den, neben der Straße eingerichteten Weg nutzen. Oben angekommen wurden wir mit „Glück auf“ und „Frohe Ostern“ und einem guten Schluck Quellwasser herzlich von Familie Sonnenberg begrüßt.
Birgitt und Kurt hatten wiedermal ein bisschen was vorbereitet.
Nun wurde in gemütlicher Runde, bei herrlichstem Wetter und lautstarkem Vogelgezwitscher, Mitgebrachtes verzehrt. Es wurde, allerdings vergeblich versucht, Goethes Osterspaziergang zu rezitieren. Daher am Ende Selbiger zum Üben.
Einige machten sich dann auf zur Quelle, um etwas Wasser für den Osterkaffee mit nach Hause zu nehmen. Andere wanderten noch zur Aussichtsplattform und alle trafen sich dann an der Ruine der uralten Räuberburg zu einem Foto.
Danach ging’s dann zurück; vollgetankt mit gutem Essen, leckerem Quellwasser und einer Menge guter Laune (wegen des Eierliköres), gerüstet für das Osterfest.
Übrigens, eine Wanderung über den toll ausgebauten Weg zum Räuberberg ist das ganze Jahr ein Erlebnis und ein guter Tipp für einen Sonntagsspaziergang.
Edgar Lemke
Aus: Johann Wolfgang von Goethe, Faust
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick, im Tale grünet Hoffnungsglück.
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur;
aber die Sonne duldet kein weißes:
Überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn.
Denn sie sind selber auferstanden,
aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus der Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge durch die Gärten und Felder zerschlägt,
wie der Fluß, in Breit' und Länge,
so manchen lustigen Nachen bewegt,
und bis zum Sinken überladen
entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel, hier ist des Volkes wahrer Himmel,
zufrieden jauchzet groß und klein.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!